Martinskirche zum Mitnehmen

Gemeindearbeit mit der Wäscheleine / Geburtstagsanrufe, Einkaufsservice und Glockengeläut

Pastor Rainer Müller-Jödicke hängt eine Minipredigt und ein Gebet zum Mitnehmen auf die Wäscheleine vor der Martinskirche.

In Zeiten von Corona muss auch die Martinskirchengemeinde neue Wege der Verkündigung finden. Rainer Müller-Jödicke hat jetzt eine Wäscheleine in der Allee vor seiner Martinskirche gespannt. „In letzter Zeit kommen hier viel mehr Spaziergänger vorbei als sonst, die können sich eine Minipredigt mitnehmen“, erläutert der Pastor, der mit seinen Kollegen nun neue Ideen diskutiert und ausprobiert.

„Kirche zum Mitnehmen“ heiße eine davon, weil sich jeder ein bisschen Kirche auf dem Weg mitnehmen könne. Kirchenvorsteher Stephan Mörke hat sogar das beliebte Maskottchen der Kirchengemeinde neu gestaltet: „Sonst ist unser Martinsmännchen mit Gitarre, Kinderbibel und beim Gemeindefest auch schon mal mit einer Bratwurst unterwegs, jetzt hält es ein Schild mit der Aufschrift „Kirche zum Mitnehmen“ in den Händen, dazu gibt es natürlich auch einen Barcode.“

„Alle paar Tage will ich neue Andachten aushängen, dieses Mal habe ich sie auch vor laufender Kamera aufgenommen“, erklärt der Theologe, der damit Neuland betritt: Sonst ist er eher mit dem Radiomikrofon vertraut und wird von Profis technisch unterstützt; jetzt muss er improvisieren. Wer die kleinen Denkanstöße nicht selbst lesen, sondern lieber hören und ihn dabei sehen möchte, der könne dafür die Homepage nutzen.

Auch der Besuchsdienst der Kirchengemeinde hat seine Arbeit angepasst. „Wir wollen weiterhin den Senioren zeigen, dass wir an sie denken“, erklärt Karin Eggers, die allen Siebzigjährigen einen Geburtstagsgruß in den Postkasten wirft. Die Überachtzigjährigen bekommen per Post ihren Geburtstagsgruß einschließlich eines Hinweises, dass die Ehrenamtlichen zurzeit keine Besuche machen können. „Wer aber einen Geburtstagsanruf wünscht, der kann gern im Kirchenbüro anrufen und uns seine Nummer bekannt geben, und dann ruft jemand von unserem Team zurück“, erläutert Eggers.

„Die ersten Freiwilligen haben sich auch schon gemeldet, weil sie Einkäufe für Alte und Kranke übernehmen wollen“, berichtet der Pastor und verweist auf ein Angebot der Stadt Langenhagen: „Im Rathaus gibt es ein Team, wo diese Arbeit koordiniert wird!“ Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800-7307000 könnten sich sowohl engagierte Ehrenamtliche als auch Personen melden, die Hilfe brauchen.

Eine neue Bedeutung bekommt in diesen Tagen der regelmäßige Gebetsruf der Martinsglocken. „Unsere Läuteordnung regelt schon seit langer Zeit, dass morgens um sieben, mittags um zwölf und abends um achtzehn Uhr nach dem Stundenschlag zwei Minuten lang unsere kleine Glocke läutet“, erklärt Müller-Jödicke. Das erinnere an die alten köstlicheren Andachtszeiten und rufe die gesamte Gemeinde zum Gebet auf. „Diese Gebetszeiten können wir jetzt wiederentdecken“, regt der Pastor an und will an der Wäscheleine vor der Kirche auch ein Fürbittengebet aushängen.

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