Kirche zum Mitnehmen

 

Auch die Martinskirchengemeinde geht nun neue Wege der Verkündigung. Dazu haben wir die Aktion "Kirche zum Mitnehmen" entwickelt.
Dies bietet die Möglichkeit, auch in Zeiten in denen wir nicht zusammenkommen können, den Kontakt zur Kirchengemeinde aufrecht zu erhalten.

So gibt es z.B. eine Martinskirche zum Basteln für zu Hause,
(Hier geht es zum Artikel über die Kirche zum Basteln!)

ein ermutigendes Wort von der Wäscheleine vor der Kirche
(Hier geht es zum Artikel über die Aktion "Kirche zum Mitnehmen"!)

und an dieser Stelle Predigten und Gebete zum Ansehen und Lesen.

 

Videoandacht vom 5. Mai 2020: Mit Gott auf der Gartenbank

Mein Kollege hat letzten Sonntag etwas Besonderes erlebt. Er saß gerade auf seiner Gartenbank und genoss die Ruhe, die Sonne kam sogar ab und zu ein bisschen raus. Er schloss die Augen, und auf einmal hatte er das Gefühl, dass jemand neben ihm Platz genommen hatte. Es war wie ein wunderschöner Traun, denn er spürte: Gott persönlich saß an seiner Seite. Darüber freute sich mein Kollege sehr und sagte freundlich: „Moin Gott!“

Und dann genossen sie beide die Ruhe, und mein Kollege ging seinen Gedanken nach – und schwieg. Gott wird das nicht sonderlich überrascht haben, dann er kannte meinen Kollegen ja schon sein Leben lang. Darum kamen die beiden oft mit wenigen Worten aus – erst recht, weil mein Kollege von der ostfriesischen Küste kommt.

Irgendwann fing er dann doch an, sich zu wundern. Wieso saß Gott eigentlich bei ihm auf der Gartenbank? Hatte der jetzt in diesen Zeiten nicht wirklich anderes zu tun? Auf der Intensivstation wird der doch wirklich dringender gebraucht als hier bei ihm. Oder in der Arztpraxis ein paar Straßen weiter. Ach nein, da fiel meinem Kollegen ein, dass die Praxis ja sonntags geschlossen ist.

Apropos Sonntag, das ist doch der siebte Tag. Macht der liebe Gott nicht dann auch mal frei und tut nichts? Das stand doch so in der Bibel: Als er die Welt geschaffen hatte, ruhte Gott am siebten Tag. Wieso ist er dann hier statt in seinem eigenen Zuhause? Vorsichtig blickte mein Kollege zur Seite, denn es war so still. Aber Gott saß immer noch da, er schien auch die Ruhe zu genießen und tat nichts. Ja, offensichtlich genoss Gott seinen Ruhetag.

Aber warum hier? Hat Gott kein Zuhause?

Mein Kollege räusperte sich dann doch und sagte zu Gott: „Gott, sag mal, warum bist du hier bei mir?“ Die Antwort überraschte ihn: „Wieso fragst du? Ich wohne doch hier!“

 

Videoandacht vom 27. April 2020: Hoffnungssteine

Vor meiner Haustür liegt ein bunter Stein. Eine Schülerin unserer Engelbosteler Grundschule hat ihn mir geschenkt. Sie hat ihn angemalt und etwas drauf geschrieben: „Glaube – Hoffnung – Liebe“ lese ich da. Sie hat sogar schon große Steine angemalt, auf denen ganze Bibelverse passen. Immer sind es Verse, die Mut machen.

Die Idee hatte sie an Ostern, da hat sie einen Sparziergang über den Deister gemacht hat und dort solche Steine gesehen. Sie hat sich dann gleich zu Hause mit ihrer Oma hingesetzt und gesammelte Steine angemalt und sie im Ort verteilt. Die ersten Tage haben übrigens viele gerätselt, wer ihnen da so eine kleine Freude macht; inzwischen habe ich ihren Namen herausgefunden, behalte ihn aber für mich.

Die Idee hat sich weiter herumgesprochen. Auch die Kinder unserer Kita machen mit bei dieser Aktion. Ihre Steine liegen bei uns vor dem Gemeindehaus an der Außenwand des Kitagebäudes und bringen Farbe in unser Leben. Ich mag diese bunten Hoffnungssteine. Denn auch wenn jetzt die Natur wunderbar aufblüht und wir in den letzten Wochen herrlichen Sonnenschein haben, ist die Stimmung dennoch trügerisch und genau genommen trist.

Darum freue ich mich so sehr über diese kleinen bunten Botschafter. Sie sind nicht nur farbenfroh, sondern sie sind aus Stein, also ganz fest. Denn die Hoffnung der kleinen Künstler ist fest, dass es irgendwann auch wieder besser wird in unserer Welt. Das hoffe ich auch! Und ich glaube fest, dass Gott bis dahin an unserer Seite ist und mit uns durch diese Zeit hindurch geht, weil er uns lieb hat und uns nicht allein lassen will.

Die Grundschülerin, die mir diesen Stein geschenkt hat, ermutigt das sogar dazu, ihre Liebe zu anderen nicht zu vergessen. Darum teilt sie ihren Glauben und ihre Hoffnung mit anderen. Mit ihrem Glaube-Hoffnung-Liebe-Stein hat sie es auf den Punkt gebracht: Wir glauben an Gottes Liebe, das gibt uns Hoffnung in dieser Zeit! Und das können wir liebevoll auch anderen weitersagen und zeigen. Sie hat es so gemacht, dass sie mir einen bunten Hoffnungsstein vor die Tür gelegt hat!

Bleiben Sie behütet und gesund! Ihr Pastor Rainer Müller-Jödicke

 

Videoandacht vom 21. April 2020: Peter Maffay

Peter Maffay hat mich echt überrascht, denn ich wusste nicht, dass er so tiefgehende Lieder singt. Vor ein paar Wochen haben wir eins davon in unserer Kirche gehört, das war bei der letzten großen Beerdigung, die in unserer Martinskirche in Engelbostel gerade noch stattfinden konnte. Es ist ein gesungenes Gebet und heißt „Lieber Gott“. 1982 hat er es veröffentlicht, aber es ist immer noch  aktuell.

Von Anfang an geht es um ganz viel Klage: über Einsamkeit und Angst, ja über Dunkelheit. Wie auch immer die Situation von Peter Maffay ganz persönlich damals ausgesehen haben mag – ich finde mich in diesen Worten gerade jetzt wieder. Denn ich sehe um mich herum durchaus Menschen, die einsam durch diese Krisenwochen gehen müssen. Die Angst vor dem Virus, vor Arbeitslosigkeit und vor Ungewissheit macht vieles um uns herum dunkel. Peter Maffay fragt darum: „Wer führt mich durch die dunkle Nacht?“ Und er nimmt dafür Gott in die Plicht: „Lieber Gott, wenn es dich gibt“, so ruft er ihm mit kraftvollen Tönen zu, „dann lass uns nicht allein und hilf uns aus unserer Einsamkeit!“ Auch ich frage mich: Wo bist du jetzt überhaupt, lieber Gott? Deshalb fordert Peter Maffay: „Brich dein Schweigen!“

Dass Gott das kann, das glaube ich auch. Denn ich weiß, dass dieser Gott im Alten Testament zu Mose gesagt hat, wie er heißt: „Ich bin für dich da!“, so übersetze ich den biblischen Namen Jahwe. Das steht also in seinem Namen drin, dass er für uns da ist, und so aus der Einsamkeit, dem Dunkel und der Angst heraushelfen will. Peter Maffay hat das offensichtlich schon erlebt, dass Gott das kann, und deshalb hat er „Hoffnung“, so heißt dieses starke Wort, das er nach einem beeindruckenden Gitarrensolo raus ruft. Das bestärkt ihn darin, dass Gott auch jetzt etwas tun kann und tun wird. „Zeig uns deinen Weg!“ Ja, Gott soll uns zeigen, wie wir leben können und uns gegenseitig helfen können. Die „Menschlichkeit“ muss siegen – und das „Gute“!

Und wenn ich mich so umschaue, dann klappt das schon ganz gut bei uns, wenn wir eben mitmachen: Wie schön, dass so viele Leute helfen wollen und aktiv und kreativ geworden sind in den letzten Wochen. Das sollten wir auch dann weiter beibehalten, wenn das Leben um uns herum wieder in Gang kommt. Damit es auch weiterhin Licht gibt in der Dunkelheit!

Bleiben Sie behütet und gesund! Ihr Pastor Rainer Müller-Jödicke

 

Ostern 2020: Er ist wahrhaftig auferstanden

Videoandacht aus der Martinskirche Engelbostel mit Wohnzimmerkonzert

Jesus ist auferstanden, diese frohe Botschaft gibt uns Christen Kraft und Mut. Denn Jesus hatte auf dem Weg zum Kreuz Todesangst, er hatte Schmerzen und ist sogar am Kreuz gestorben. Angst und Schmerzen, das gibt es in dieser Zeit auch bei uns, denn wir haben Angst vor dem Virus!

Bei Jesus ist es nun so, dass die Geschichte nicht mit der Angst oder dem Tod aufhört, sondern sie geht weiter. Gott wendet die Geschichte zum Guten, denn Gott mischt sich ein und hilft. Gott hält das Leid mit Jesus aus, hilft ihm und trägt ihn durch diese schwierige Zeit hindurch. Das ist gut für uns, denn jetzt können wir glauben: Jesus kennt das alles, was uns hier das Leben schwer macht. Auf diese Weise leidet Jesus mit uns mit.

Am Ende darf Jesus weiterleben, er ist auferstanden. Jesus ist in seinem Grab wieder aufgestanden und hat ein neues Leben geschenkt bekommen, das war noch viel kraftvoller als ein normales aufstehen, darum gibt es dafür ein eigenes Wort: Jesus ist auferstanden!

Jedes Jahr ist das für uns in Engelbostel und Schulenburg der Grund, dass wir hier viele fröhliche Gottesdienste feiern, weil uns diese Botschaft der Auferstehung Kraft gibt – erst recht, wenn wir selbst im Leid stecken. In diesem Jahr dürfen an Ostern keine Festgottesdienste stattfinden, dabei brauchen wir diese Kraft, die von Ostern ausgeht, gerade jetzt ganz besonders. Denn dadurch hören wir: Gott hält dieser Tage auch mit uns allen unser Leid aus. Gott trägt uns alle durch diese Zeit hindurch, damit wir da hindurch kommen und irgendwann auch wieder da herauskommen. Und weil er durch Jesus weiß, wie es uns Menschen im Leid geht, kann er Mitleid mit uns haben und uns nahe sein!

Bei Jesus war es so, dass er nicht im Grab liegen bleiben musste, darum konnte er aufstehen. Auch wir sollen nicht in unserer Traurigkeit zum Liegen kommen oder gar liegen bleiben, darum ist Gott an unserer Seite, damit wir aufstehen und weitergehen. Deshalb freue ich mich über viele auch in unseren Dörfern, die offensichtlich so viel Kraft haben, dass sie aufstehen und aktiv werden, indem sie anderen helfen, Hilfe anbieten, Einkäufe übernehmen oder mal eben einfach nur anrufen. Auf diese Weise helfen ganz viel mit, dass wir alle aufstehen können – auch in dieser Zeit. Und dazu ermutigt uns Jesus Christus, der auch aufgestanden ist und auferstanden ist. Ja, er ist sogar wahrhaftig auferstanden!

Bleiben Sie gesund und behütet! Ihr Rainer Müller-Jödicke aus Engelbostel

 

Videoandacht vom 5. April 2020: Darf Karfreitag ausfallen?

Dieses Jahr dürfen wir in unserer Engelbostleer Martinskirche am Karfreitag keinen Gottesdienst feiern. Dabei brauchen wir den Karfreitag in dieser Krisenzeit erst recht. Am Karfreitag geht es doch darum zu hören, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. „Für uns ist er gestorben“, das glauben wir Christen. Für uns hat er gelitten und Schmerzen auf sich genommen. Und das gibt uns doch gerade jetzt in diesem Jahr Kraft, wenn wir hören:

  • Jesus kennt Angst auch, darum ist er uns nahe, wenn wir jetzt unsicher sind und die Krise beklagen.
  • Jesus kennt auch Schmerzen, darum ist er den Patienten nahe, die schon infiziert sind.
  • Jesus kennt sogar den Tod, darum geht er denen den Weg voran, die es nicht geschafft haben. Darum brauchen wir den Karfreitag gerade in dieser Krisenzeit.

Karfreitag geht es zudem um Schuld. Denn die Bibel erklärt Jesu Tod am Kreuz auch so, dass er die Strafe für unsere Schuld auf sich nimmt. Darum lese ich im Gottesdienst am Karfreitag immer die Zehn Gebote vor, damit alle für sich überlegen können, welche Schuld sie vor das Kreuz bringen wollen. Schuld geschieht vor allem im Miteinander, aber das ist ja nun in dieser Zeit fast zum Stillstand gekommen. Brauchen wir trotzdem einen Karfreitag und Vergebung für unsere Schuld?

Nun, wenn ich es genau bedenken, dann könnte ich mich durchaus fragen:

  • Hätte ich nicht doch der betagten Nachbarin aus dem übernächsten Haus den Einkauf abnehmen können? Jesus zeigt uns doch, wie wir einander beistehen können. Oder:
  • Musste ich wirklich den Streit in meiner Wohnung anzetteln? Jesus zeigt uns doch, wie wir miteinander liebevoll umgehen sollen. Oder:
  • Musste ich wirklich dieses Gerücht weitersagen, dass jemand, den ich kenne, infiziert ist, obwohl ich es gar nicht sicher wusste. Jesus warnt uns doch, dass wir nicht falsch Zeugnis reden sollen wider unseren Nächsten.

Ja, leider gibt es auch jetzt Momente, wo wir Schuld auf uns laden, dabei braucht die Welt das jetzt nicht auch noch. Umso mehr benötigen wir wohl doch den Karfreitag, damit wir hören, dass Jesus uns auch da wieder heraushilft. Er ermöglicht uns Vergebung und zeigt uns, wie wir besser miteinander leben können. So hilft er uns.

Bleiben Sie gesund und behütet! Ihr Pastor Rainer Müller-Jödicke

 

Videoandacht vom 5. April 2020: Nähe mit vollem Risiko

An einer Pferdekoppel wie der hinter unserer Engelbosteler Kirche ist er vorbeigelaufen. Denn Jesus wollte kein Pferd, als er in Jerusalem hinein geritten ist. Die Geschichte gehört zum Anfang der Karwoche, in der wir nun in den Tagen vor Ostern sind.

Das war damals sehr riskant für Jesus, denn er ist ausgerechnet in die Stadt hineingeritten, wo für ihn persönlich der Tod lauerte: Sie haben ihn ja in Jerusalem umbringen wollen – und es später auch getan, das wird dann am Karfreitag Thema sein. Von Beginn seines Lebens an steuerte Jesus auf dieses Risiko zu, denn er hätte ja auch in seinem gemütlichen und sicheren Himmel bleiben können. Aber Jesus wollte unbedingt zu den Menschen hin und ihnen seine Solidarität und Nähe zeigen, manchmal hat er auch Wunder getan. Auf jeden Fall wollte Jesus auf diese Weise den Menschen helfen.

Mich erinnert das an die Krankenschwester und an den Altenpfleger, aber auch an die Bäckereiverkäuferin und den Kassierer, die jetzt in dieser besonderen Zeit ebenfalls nicht im sicheren Zuhause bleiben wollen oder sich gar in ein Homeoffice zurückziehen können, sondern die zu den Menschen hingehen, die ihre Hilfe brauchen, und dabei ein volles Risiko eingehen. Ich finde das sehr gut, dass auch gestern Abend wieder – zum Beispiel in Madrid – die ganze Stadt ihnen dafür applaudiert hat.

Jesus macht es genauso wie unsere Helden dieser Krise. Er geht mitten unter die Menschen, um ihnen zu helfen und bei ihnen zu sein. Ja gut, Jesus ist kein Medicus, sowas gab es in der Antike durchaus. Sein Fachgebiet ist die Seele. Und die Seele der Menschen braucht Mut und Kraft und Zuversicht. Jesus weiß das, aber er hört durch unsere Gebete auch, dass Nähe zu den Menschen vom fernen Himmel aus schwer zu vermitteln ist. Darum geht er direkt zu den Menschen hin, selbst wenn das gefährlich für ihn wird. Er geht nicht einmal auf Abstand, er hätte ja tatsächlich ein hohes Ross nehmen können. Das tut er aber nicht, sondern Jesus wählt einen kleinen Esel, so wie die einfachen Leute es damals getan haben. Wie in Madrid gab es auch in Jerusalem Applaus: Die Leute haben Jesus applaudiert, sie haben ihm sogar mit Palmblättern zugewunken, darum heißt der Sonntag zu Beginn der Karwoche übrigens Palmsonntag.

Mir gibt diese Geschichte gerade in dieser Zeit das Gefühl, dass Jesus da oben jetzt auch uns Mut machen und das Gefühl geben will, dass er bei uns sein will. Und das ist Zuversicht für unsere Seele.

Bleiben Sie gesund und behütet! Ihr Pastor Rainer Müller-Jödicke

 

Videoandacht vom 31. März 2020: Der Regenbogen

Deutlich sichtbar hängt er im Küchenfenster eines Schulenburger Einfamilienhauses, das zur Straße zeigt. Ein bunter Regenbogen, den die Kinder ausgemalt haben. Alle Kinder unserer Engelbostleer Grundschule haben den zugeschickt bekommen und werden ihn in den nächsten Tagen anmalen und in ihren Häusern aushängen. Die Idee kommt übrigens aus Italien, dort steht darauf auch noch ein Schriftzug, der übersetzt so viel heißt wie: „Wir halten zusammen und bleiben zu Hause!“

Was für ein schönes Symbol haben die Erfinden für diese aktuell so wichtige Botschaft gewählt: Ausgerechnet der Regenbogen ist ihnen eingefallen. Wenn es draußen grau ist und regnet, und wenn sich dann die Sonne wieder durchkämpft, dann können wir am Himmel einen bunten Regenbogen sehen, bis die Sonne wieder überall scheint. Wenn also das Wetter schlecht ist, dann werden wir, wenn Besserung in Sicht ist, mit einem wunderschönen Himmelszeichen belohnt, bis alles wieder schön ist – und das uns ankündigt und verspricht, dass das gewiss so kommen wird.

Unsere Schulkinder haben nun auch dieses Zeichen ins Fenster gehängt und können es damit gar nicht abwarten, bis die Lage endlich wieder besser wird. Sie zeigen uns allen mit dem Hoffnungssymbol, dass es schon jetzt Hoffnung gibt. Ja, die Krise wird irgendwann ein Ende haben. Eines Tages werden wir die Sonne wieder sehen und richtig genießen können – mit den Menschen, die uns lieb sind, zusammen, und ohne die Angst, krank zu werden oder andere anzustecken. Das hoffe ich! Und ich sehe, dass schon jetzt ganz viel Gutes geschieht: Wir bleiben ja deshalb zu Hause, weil wir aufeinander achtgeben und uns nicht gegenseitig gefährden; so wird deutlich, wie wir alle zusammenhalten – weltweit!

Dieses Symbol vom Regenbogen steht übrigens schon in der Bibel. Gott hat ihn als Zeichen an den Himmel gesetzt, nachdem die Sintflut zu Ende gegangen war. So erzählt es die Geschichte von Noah, der auf der Arche die Zerstörung überlebt hatte. Es ist ein Friedenszeichen und Versprechen an Noah und an alle Menschen, dass Gott die Menschen lieb hat und ihnen hilft. Mich erinnert dieses Symbol daran, dass Gott auch jetzt dabei mitwirkt, dass wir durch diese schwere Zeit hindurch kommen werden: Er ist da und hält uns fest. Er trägt uns und macht uns Mut. Und er zeigt sogar den Kindern, wie wir uns alle gegenseitig Hoffnung machen können.

Bleiben Sie gesund und behütet! Ihr Pastor Rainer Müller-Jödicke

 

Fürbittengebet vom 25. März 2020

Lasst uns beten!

Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns das Leben geschenkt hast und dass du uns zusagst, dass du uns auch weiterhin begleiten willst. Darum bitten wir dich in dieser Zeit, wo wir voller Unsicherheit sind und die Gefahr der Ansteckung und Krankheit fürchten: Tröste und beschütze du uns! Behüte diejenigen, die als Pflegekräfte und Ärzte uns beistehen wollen, und segne die Wissenschaftler in den Forschungslaboren, dass sie bald ein Heilmittel und einen Impfstoff finden.

Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns nahe bist und zeigst, wie wir miteinander leben sollen. Darum bitten wir dich in dieser Zeit, wo wir einander nicht begegnen dürfen: Hilf uns, trotzdem Kontakt zu unseren Familien, Freunden und Nachbarn zu halten und Möglichkeiten zu entdecken. Zeige uns, wie wir denen beizustehen, die uns brauchen, indem wir sie anrufen, ihnen Briefe schreiben oder den Einkauf für sie übernehmen.

Heiliger Geist, wir danken dir, dass du uns in unserem Glauben immer wieder begeisterst. Darum bitten wir dich in dieser Zeit, in der wir uns in den Gemeinden nicht gegenseitig in gewohnter Form im Glauben ermutigen können: Bestärke uns, dass wir trotzdem zusammenhalten, unseren Glauben nicht vergessen und zu Hause Wege finden, unseren Glauben zu leben.

Und alle, die uns besonders am Herzen liegen, deren Namen nennen wir dir nun in der Stille…

Gemeinsam beten wir weiter: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Videoandacht vom 25. März 2020: Darum bin ich guten Mutes

Viele Bücher stehen hinter mir in meinem Arbeitszimmer im Pfarrhaus in Engelbostel. Natürlich habe ich längst nicht alles in meiner Bibliothek gelesen, aber ein bestimmtes Buch nehme ich jeden Tag zur Hand – und wenn ich unterwegs bin, dann gibt es das sogar als App auf meinem Smartphone. Ich lese „Die Losungen“.

Seit 290 Jahren werden in dem kleine Ort Herrnhut in Sachsen für jeden Tag eines jeden Jahres Bibelverse ausgelost, in viele Sprachen übersetzt und weltweit gelesen. Und so manches Mal bin ich erstaunt, wie gut das schon vor längerer Zeit ausgeloste Bibelwort dann für den jeweiligen Tag passt. Das Ganze ist ja so gedacht, dass wir beim Lesen entdecken sollen, was Gott uns zu sagen hat; mir eröffnet es erstaunlich oft einen Blick dafür, wie tagesaktuell sich Gott in mein Leben einmischt.

Und das war auch am vergangenen Freitag so. Das war der Tag, an dem alle in Deutschland befürchteten, dass die Ministerpräsidenten am Wochenende eine Ausgangssperre verhängen wollen und müssen – wenn, ja wenn wir Deutschen das nicht schaffen, die eindringlichen Ratschläge der Bundeskanzlerin zu befolgen. Na klar, auch ich bekam Angst, wie ich neben all den bisher verkündeten Einschränkungen denn auch noch damit klarkommen soll, nicht mehr in meiner Freizeit das Haus verlassen zu dürfen.

Und für letzten Freitag stand dann da in meinem Büchlein als Losung aus dem Alten Testament ein Psalmwort: „Der Herr deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.“ Das tut mir gut, das passt in der Tat: Durch die Corona-Krise erleben wir in der ganzen Welt eine „böse Zeit“. Um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen, müssen wir uns ja sogar mehr in unsere Wohnungen und Häuser zurückziehen, als uns lieb ist.

Aber jetzt erinnert mich diese Losung daran, dass ich mich bei Gott unter einer ganz eigenen Schutzdecke verkriechen kann. Gott hält mir sein Schutzzelt offen, wo ich wieder Kraft bekommen kann. Sonst ist sein Schutzzelt ja auch mal ein Kirchengebäude. Doch dort hinzugehen ist ja jetzt auch verboten. Und umso mehr vertraue ich darauf, dass Gott sein Schutzzelt für mich nun sogar in meiner Wohnung aufstellt, wo er mich in meiner ganzen Unsicherheit zudeckt „in seiner Hütte zur bösen Zeit und mich birgt im Schutz seines Zeltes.“

Das macht mir Mut. Und darum merke ich ein zweites Mal auf, bevor ich das Losungsbuch wieder zuschlage. Unter dem Losungsvers aus dem Alten Testament steht nämlich noch ein sogenannter Lehrtext, das ist ein Vers aus dem Neuen Testament. Und der beginnt doch tatsächlich mit den Worten: „Darum bin ich guten Mutes!“

Bleiben Sie gesund und behütet! Ihr Rainer Müller-Jödicke aus Engelbostel