Brenda teilt

Andacht für das Langenhagener ECHO am 24.10.18 von Pastor Rainer Müller-Jödicke

Brenda ist eine der Frauen, die ich letztes Jahr in Südafrika kennengelernt habe. Sie lebt dort in unserem Partnerkirchenkreis Odi, vor ein paar Jahren war sie auch mal in Langenhagen zu Gast. Inzwischen ist sie pensioniert und hat viel Zeit.

Sie engagiert sich in ihrer Kirchengemeinde, so gut sie das kann: Im Chor singt sie mit, in den Kirchenvorstand hat sie sich wählen lassen, und einmal in der Woche besucht sie Menschen in einem Altenheim. Dann packt sie ihre großen Taschen voll, damit die Senioren einfach mal etwas anderes zu essen und zu trinken bekommen als das, was es sonst so gibt. Ich weiß auch, dass sie gerne ein bisschen mehr in die Kollekte wirft, was ich bewundere. Denn wie die meisten farbigen Menschen in Südafrika ist auch Brenda nicht wirklich reich.

„Warum machst du das und teilst so viel?“, wollte ich von ihr wissen. „Du brauchst dein Geld doch selbst.“ Ich habe fast ein wenig mit ihr geschimpft: „Wenn du zu viel gibst, dann müssen am Ende die anderen auch noch dir helfen.“

Aber da hatte ich ja etwas gesagt. Sie baute sich vor mir auf, zog ihr Kleid zurecht und wurde deutlich: „Alles, was ich trage, was ich besitze und in meinem kleinen Häuschen ist, das gehört mir nicht. Gott hat es mir geschenkt. Verdient habe ich das nicht, dass ich ein klein bisschen mehr habe als meine Nachbarn. Und darum kann ich gar nicht anders, sondern muss das, was ich ein bisschen mehr habe, mit anderen in unserer Gemeinde teilen.“

Dann schlug sie auch noch ihre Bibel auf und sagte: „Schau mal, irgendwann stehen wir doch alle unserem Herrgott gegenüber. Und dann sprechen wir zusammen darüber, was wir so unser ganzes Leben lang gemacht haben. Dann werde ich ihm wohl erzählen, wie viel ich gearbeitet habe und wie schön ich mir alles gemacht habe. Und am Ende kommt dann eine Frage: Brenda, so wird Gott mich dann fragen, hast du wenigstens einmal das, was ich dir geschenkt habe, mit anderen geteilt? Und wenn Gott mich das dann so fragt, dann will ich ihm wenigstens ein bisschen was antworten können.“

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