Danken im LKW

Andacht für das Langenhagener ECHO am 20.08.22 von  Pastor Rainer Müller-Jödicke

„Warum steigst du vor dem Feierabend eigentlich immer noch einmal zurück in die Fahrerkabine“, wollten die Kollegen von ihm wissen. Wie jeden Tag hatte er mit seinem LKW eine lange Tour hinter sich gehabt. Vierhundert Kilometer über die Autobahn waren es an dem Tag gewesen, dreimal hatte er im Stau gestanden, zweimal war er an Unfällen vorbeigefahren. Aber er selbst hatte sein Frachtgut auftragsgemäß auf einem Firmengelände in Westfalen abgegeben und andere Güter wieder mit zurückgebracht.

Und dann war es wie jeden Tag gewesen, dass er seinen Sattelzug auf das Speditionsgelände gesteuert und noch einmal alles kontrolliert hatte. Regelmäßig prüfte er zum Beispiel den Reifendruck und blickte auch mal hinter die Motorhaube.

Ganz zum Schluss stieg er dann noch einmal in die Fahrerkabine. Aber er griff dann nicht nur nach seiner Thermoskanne und der Brotdose. Dann wäre er so schnell wieder draußen gewesen, dass es den Kollegen gar nicht aufgefallen wäre.

„Ich danke“, sagte er kurz zu seinen verdutzten Kollegen. An seinen Fahrerspiegel hatte seine Lebensgefährtin schon vor vielen Jahren einen kleinen Schutzengel gehängt, der ihn daran erinnerte, dass er nicht allein unterwegs war auf den großen Straßen der Nation. Schon so manches Mal war er in brenzlige Situationen hineingeraten. Da hatte ihm natürlich seine langjährige Erfahrung als Berufskraftfahrer geholfen.

Aber er war mittlerweile überzeugt, dass da noch mehr war; er konnte sich das nicht anders erklären, als dass da wirklich ein Schutzengel mitfuhr. Und darum setzte er sich vor jedem Feierabend nochmal für einen längeren Moment hinters Steuer, ohne den Motor anzuschalten, und tat dann einfach nur eines – manchmal auch ein bisschen länger: Er sagte Danke.

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