Erst klein und unscheinbar, dann kostbar

Andacht für das Langenhagener ECHO am 09.07.22 von  Vikar Hendrik Hundertmark

Überall liegen kleine Kinderschuhe. Die meisten Kinder haben ihre Socken etwas lieblos in die Schuhe hineingestopft, denn es musste schnell gehen. So ein Strand ist unheimlich spannend, da muss man jede Sekunde nutzen! Es ist schließlich ihre erste Klassenfahrt in ihrem Leben. Das Ausziehen der Schuhe kann daher für viele gar nicht schnell genug gehen. Zwangsläufig rutscht da mal ein Sandkorn in den einen oder anderen Schuh. Später werden ein paar Sandkörner wie blinde Passagiere bis zur Jugendherberge mitreisen. Manche besonders furchtlose und abenteuerlustige Sandkörner werden es von der Ostfriesischen Insel runter schaffen. So als wollten sie auch mal etwas von der Welt sehen und nicht auf Norderney bleiben wollen.

Während die Kinder im Kreis um die junge Frau vom Besucherzentrum stehen, lernen sie ganz viel über die Welt des Wattenmeeres. Beim Thema Muscheln kommt die Frage, die schon mit der ersten gesichteten Muschel in der Luft lag. Ein Kind fragt aufgeregt: „Stimmt es, dass man in manchen Muscheln eine Perle finden kann?“ Als die Frau „ja“ sagt, entsteht ein Geraune bei den Kindern und sie erklärt weiter: „Wenn ein Sandkorn in eine Muschel hineinkommt, dann wird aus dem Sandkorn nach ganz langer Zeit eine Perle. Für die Muschel ist es aber gar nicht so angenehm, dass so ein Fremdkörper in ihr ist.“

„Verrückt wie aus so einem unscheinbaren, kleinen Sandkorn etwas so Wertvolles werden kann,“ denke ich noch so bei mir. Es erinnert mich an das Gleichnis aus der Bibel, das eine besonders kostbare Perle mit dem Reich Gottes vergleicht. Bis zur Klassenfahrt konnte ich nie besonders viel damit anfangen, doch das hat sich nun geändert. Denn auch das Reich Gottes auf Erden hat mit einem Mann aus Galiläa klein angefangen. So wie eine Muschel unter dem Sandkorn leidet, so musste Jesus leiden. Doch am Ende hat sich die Botschaft nach langer Zeit überall auf der Welt verbreitet. Sie ist noch kostbarer als die Perle in der Muschel.

Zurück