Singende Afrikaner

Andacht für das Langenhagener ECHO am 11.07.15 von Pastor Rainer Müller-Jödicke

Wir saßen im Bus und plötzlich fingen sie an zu singen: Ich war am Dienstag mit anderen aus unserem Kirchenkreis unterwegs, wir haben mit unseren Gästen aus Südafrika einen Ausflug gemacht. Drei Wochen lang sind sie aus unserem Partnerkirchenkreis Odi zwischen der Wedemark und Isernhagen, Burgwedel und Langenhagen zu Gast. Auf der Fahrt fingen sie dann an zu singen: Fünfzehn Afrikaner, fünfzehn Stimmen – und alles ein wunderbarer Klang, denn einige sangen das mehrstimmige Lied, andere eine Begleitmusik dazu, es klang wie ein Sommertanz, und vielfältig geklatscht haben sie auch dazu.

Ich genoss die Musik und dachte irgendwann: Diese herrlichen Melodien, die müsste ich mir aufschreiben, so etwas Schönes habe ich selten gehört. Vielleicht singt das auch mal hier ein Chor! Ich hörte noch einmal ganz genau hin und war verblüfft: Ich kannte die Melodie sehr gut: „Befiehl du deine Wege“ ist ein alter Choral aus unserem Evangelischen Gesangbuch, die Melodie ist über vierhundert Jahre alt. Genauso das nächste Lied: „Nun lasst uns gehen und treten“. Aus der Kirchengeschichte fiel mir dann die Erklärung ein: Hermannsburger Missionare haben die Lieder mitgenommen, nun kommen die Melodien zu uns zurück.

Plötzlich ging mir auf, wie sinnbildlich das verstanden werden kann: Vieles aus der Bibel habe ich schon oft gehört und gelesen, ja selbst vorgelesen. Dabei kann die Gefahr bestehen, dass ich bei zu bekannten Texten den Inhalt gar nicht mehr höre. Dann braucht es eine andere Person und einen anderen Tonfall, damit ich das Wort Gottes wieder neu entdecke und mich wieder neu begeistern davon lassen kann, dass Gott bei uns ist und uns auf unseren Wegen begleitet.

Das gesungene Bekenntnis unserer Glaubensgeschwister ist für mich auch deshalb so beeindruckend, weil sie auch die Not kennen: Einer der Pastoren aus unserer Gästegruppe hat von schrecklicher Gewalt und Unterdrückung an seinem Dienstort berichtet. Und umso mehr hat sich seine Gemeinde sozial engagiert und dabei Kraft aus dem Glauben gezogen und den Glauben an Gott verkündigt: mit Taten – und mit Musik, die einfach mitreißt.

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