Birte Kiesé war sechs Wochen in Odi

Bericht zum Kurzpraktikum in unserem Partnerkirchenkreis

Ich wusste von der Partnerschaft unseres Kirchenkreises mit dem Kirchenkreis Odi in Südafrika und auch, dass jedes Jahr Freiwillige von dort hier in Deutschland bei uns sind. Pastor Müller-Jödicke hat mich dann auf die Idee gebracht, dass ich auch eine längere Zeit in Südafrika verbringen könne. Somit wurde der Kontakt hergestellt und Ende Januar reiste ich für sechs Wochen nach Odi, als erste Freiwillige aus unserem Kirchenkreis, die länger als zwei Wochen bleibt.

Dort habe ich in einem Township namens Ga-Rankuwa bei einem lieben pensionierten Ehepaar gewohnt, in einem recht luxuriösen Haus mit einem eigenen Zimmer, fließendem und gefiltertem Wasser, hohen Sicherheitsstandards und sogar einem Pool, alles Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Dies durfte ich auch erleben, denn manche Wochenenden habe ich bei anderen Familien verbracht, um zu sehen, wie sie leben. Es gibt viel Armut aber die Spanne von arm zu reich ist sehr groß in diesem sich rasant entwickelndem Land.  Auch bei mir „Zuhause“ in Ga-Rankuwa fiel oftmals der Strom aus, doch wenigstens war die Elektrizität nicht dauerhaft weg.

Unter der Woche habe ich mein Praktikum absolviert, bis mittags in einem Kindergarten und am Nachmittag in einem Jugendcenter. Dort bekommen Schüler nach der Schule Mittagessen, soziale Betreuung und  Hausaufgabenhilfe, sowie Raum für Spiele, Aktivitäten und Begegnung. Am Anfang fiel es mir schwer, mich in die Arbeit einzubringen, denn die meisten Kinder verstehen kein Englisch und ich verstehe kein Setswana. Doch mit der Zeit fand ich meine Routine und meinen Weg, am Arbeitsalltag teilzunehmen, und schnell habe ich ihn und vor allem die Kinder sehr lieb gewonnen. Für die Kinder war ich eine Attraktion und aufgrund meiner Hautfarbe generell häufig im Fokus. Natürlich sind die Menschen es gewöhnt, in Südafrika weiße Menschen zu sehen, doch in Townships wie Ga-Rankuwa leben ausschließlich Menschen dunkler Hautfarbe, sodass ich dort auf den Straßen jedem aufgefallen bin. Manchmal war das lustig, trotzdem war ich zur Sicherheit wirklich immer in Begleitung unterwegs. Ansonsten fanden es alle Menschen ganz toll, dass ich den weiten Weg aus Deutschland hergekommen war, um diese Kultur kennenzulernen. Ich wurde überall mit sehr viel Wertschätzung aufgenommen. Am Ende wurde mir gesagt, dass ich für diese sechs Wochen eine der Odis war, da ich Vieles der Kultur so herzlich und gerne angenommen habe. Das war eines der schönsten Dinge, die mir rückgemeldet wurden, denn eine Kultur so hautnah zu erleben, war für mich das am meisten bereichernde an meinem Aufenthalt.

Kirche und der Glauben spielen bei den Einwohnern dort eine sehr große Rolle. Fast jedem ist der Glaube eine der größten Stützen im Alltag und ich habe eine sehr ansteckende Spiritualität erlebt, vor allem in den Gottesdiensten. Diese sind für deutsche Verhältnisse sehr lang; mindestens 2,5 Stunden mit immer vollen Kirchen an einem normalen Sonntag, häufig aber auch länger. Die Kirchen dort sind lutheranisch und die Menschen identifizieren sich stark als Lutheraner. In den Gottesdiensten habe ich das Meiste nicht verstanden, aber es wurde wunderschön gesungen; immer mehrstimmig und in Bewegung, ein voller Klang, der die ganze Kirche erfüllt hat und das ohne Orgel – dafür mit Trommeln und Trillerpfeifen. Das hat wirklich für Stimmung und Spaß gesorgt. Ein normales Kirchenlied klang für mich wie ein gut eingeübtes Stück eines großen Chors und für mich war gut sichtbar, wie glücklich der Glaube die Menschen dort macht. Ich ging gerne zur Kirche, denn abgesehen von der schönen Musik war die Gemeinschaft des Glaubens deutlich spürbar. Die Gemeinde steht häufig auf und manchmal gibt es ein Teil des Gottesdienstes, in dem alle durch die Kirche laufen und sich gegenseitig umarmen, das empfand ich als sehr herzlich.

Insgesamt habe ich in diesem wunderschönen Land viel gelernt und für mich mitgenommen. Die Odis sind sehr herzliche Menschen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen, wo sie können, die immer freundlich sind und dankbar für jede kleine Sache, die sie haben. Ich bin sehr dankbar und fand es wunderbar, diese Kultur so nah erlebt zu haben und fühle mich sehr bereichert von diesem kulturellen Austausch.

Birte Kiesé

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