Nachruf: Prof. Werner Merten

Gestern ist unser Gemeindemitglied Prof. Werner Merten im gesegneten Alter von 94 Jahren heimgegangen.

Werner Merten vor dem Altar der Martinskirche Engelbostel. (Quelle: Privat)

Nach seinem Ruhestand 1992 ist er zusammen mit seiner Frau Imke von Stöcken nach Stelingen gezogen und sie haben bei uns in der Martinskirche eine neue kirchengemeindliche Heimat gefunden. Denn seine Kirche, die er mit erbaut hatte, die Corvinuskirche in Hannover Stöcken, und in der er über 35 Jahre als Pastor Gottesdienst gefeiert hatte, war entwidmet worden und soll abgerissen werden.

Er war ein beliebter Festprediger an den zweiten Feiertagen. Es gab sogar eine Werner Merten Fanbase, die sich regelmäßig zu seinen Gottesdiensten verabredete.

Seine Predigten waren nicht nur theologisch fundiert, sondern behandelten auch stets aktuellste Ereignisse der Zeitgeschichte. So thematisierte er einmal am Sonntagmorgen nach dem Grand Prix d` Eurovision das Auftreten der Künstler. Die Grundlagen dazu recherchierte er im Internet. Er war in gewisser Weise im Ruhestand zum digital native geworden. Seine Predigten endeten meist lyrisch mit einem Gedicht oder Gebet von Lothar Zenetti.

Prof. Merten lebte seine Profession, er war bis ins hohe Alter aktiver Professor für Liturgik und er legte großen Wert darauf, der Gemeinde die liturgischen Besonderheiten des Kirchenjahres nahezubringen. Insbesondere durch das gemeinsame Singen des Oster- oder Christfestkyries.

Daneben hatte er auch ökumenische Weite, diese zeigte sich mitunter auch darin, dass er statt des apostolischen Glaubensbekenntnisses das Glaubensbekenntnis des ökumenischen Konzils von Nizäa-Konstantinopel betete und stets unterstrich, dass dieses Glaubensbekenntnis uns evangelisch – lutherische Christen sowohl mit den römisch-katholischen wie auch mit den orthodoxen Christinnen und Christen der Welt verbindet.

Legendär war auch der Gottesdienst zum Volkstrauertag vor einigen Jahren, den er vertretungsweise übernommen hatte. Denn in diesem Gottesdienst erfuhren wir Nachgeborenen von einem Zeitzeugen, wie es ist, wenn man schon als 15jähriger zur Luftwaffe eingezogen wird und was man erlebt wenn man in Kriegsgefangenschaft gerät. Wir erfuhren aber auch, wie Prof. Merten es durch seinen Zugang zur Musik geschafft hatte die Erlebnisse des Krieges und der frühen Nachkriegsjahre zu meistern.

Die Kirchengemeinde verliert mit Prof. Merten auch einen Berater in allen Fragen des Gottesdienstes. Bei der jüngsten Novellierung unserer Gottesdienstordnung hat er mit seiner stets freundlichen und verbindlichen Art das Gottesdienstteam und den Kirchenvorstand beraten.

Leider hat es die Corona Pandemie nicht mehr zugelassen, dass Prof. Merten in den vergangenen 1,5 Jahren einen Gottesdienst leiten durfte. Auch die anregenden persönlichen Gespräche beim Kirchkaffee waren nicht mehr möglich.

Aber beim Festgottesdienst zum 825. jährigen Geburtstag zu Pfingsten diesen Jahres saß er noch ein letztes Mal inmitten der Gottesdienstgemeinde.

Wir danken Prof. Merten für seinen treuen Dienst im Ruhestand und für alles, was er an unserer Gemeinde getan hat.

Möge er nun schauen, was er geglaubt und verkündigt hat.

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