Die Geschichte

Was wir über die kirchlichen Anfänge wissen...

816/ 18
begann die Christianisierung unserer Heimat. Kirchen und Klöster wurden gegründet. Unser Gebiet gehörte überwiegend vonjeher in die Diözese Minden. Vielleicht ist die Martinskirche, wie das Patronat vermuten läßt, von der Mindener St.-Martins-Kirche aus gegründet worden. Doch weder Bischof und Stift Minden noch Mindener Kirchen hatte je Besitz oder Rechte im Kirchspiel Engelbostel.

9. Jahrhundert
Die Anfänge der Engelbosteler Kirche liegen im Dunkeln. Grundmauerfunde (Steinquader) an der Kreuzwippe haben gezeigt,daß dort schon lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung eine sogenannte "Klus" (Kapelle, Klause) gestanden hat. Sie befand sich an der Ecke Klusmoor/ Schulstraße. Der Grund für die Aufgabe der Klus und damit der Zeitpunkt des ersten
Baus einer Kirche am heutigen Standpunkt ist nicht mehr feststellbar. Vielleicht spielte die Tatsache eine Rolle, daß der Boden an der Klus sehr morastig war; daher auch die Flurbezeichnung "Klusmoor".

1196
Im Rahmen der Gründung des Klosters Marienwerder durch Graf Konrad I. von Roden hören wir erstmals auch von einer Kirchein Engelbostel. Der Graf stattete seine Stiftung mit vielen Besitzungen aus, u.a. mit dem Patronat über die Kirche zu Engelbostel.

12./13. Jahrhundert
Die Parochien der Marktkirche Hannovers und später des Hagenhufendorfes Langenhagen werden von dem Großkirchspiel Engelbostel abgetrennt.

1329
133 Jahre später erlischt das Patronat. Graf Johann von Roden und Wunstorf trat dem Kloster das Patronatsrecht in Linden gegen das Patronatsrecht über die Kirche in "Endelingheborstolde" ab. Erst Ende vergangenen Jahrhunderts ist das Patronatsrecht (welches bei der Besetzung der Pfarrstelle zum Ausdruck kommt) des Klosters Marienwerder über die St. Martinskirche in Hannover-Linden erloschen.

1353
Als Herr über die Martinskirche wird von "Hermannus quondam rector ecclesie in Enghelingeborstolde, Mindensis diocesis" berichtet.

1385
In einer Fehde werden die Kirche und der Kirchhof durch die Truppen Herzog Albrechts von Sachsen und Lüneburg bis auf die Grundmauern zerstört. In der drauffolgenden Streitsache zwischen Herzog Albrecht und den in die Reichsacht geratenden Leute von Mandesloh klagen diese jenen an, daß "er dat torf to Engelingeborstelde de kerken und den kerkhoff geschint und
gebrand", also von Grund auf zerstört habe. Die Engelbosteler Kirchengemeinde gehörte damals zum Archediakonat Pattensen.

15. Jahrhundert
Es wird von dem Wiederaufbau der Kirche (der zweiten vielleicht auch der dritten) berichtet, die - wie vermutlich auch der Vorgängerbau - aus Stein errichtet wurde. In dieser Zeit mag der heute noch stehende Kirchturm entstanden sein, wie die neuerliche Forschung es annimmt.

Die Grenzen des Kirchspiels Engelbostel im östlichen Bereich der Diözese Minden waren damals Mecklenheide im Süden und die Moore im Norden. Während die Wietze die Ostgrenze der Vogtei Langenhagen bildete, erstreckte sich das Engelbosteler Kirchspiel nicht bis an diese natürliche Grenze; die Ortsteile Hainhaus, Twenge und Maspe gehörten vielmehr zur näher
gelegenen Bissendorfer Kirche in der Diözese Hildesheim.

um 1540
Die Reformation ist in den beiden alten Kirchen unseres heutigen Stadtge­bietes eingeführt worden. Von dem ersten protestantischen Pastor in Engelbostel ist nur der Vorname "Jürgen" überliefert. Zweiter Pfarrer war bis 1576 Johann Borchers.

1588
Anläßlich der General-Kirchenvisitation von 1588 im Lande Göttingen-Calenberg wird über Engelbostel geschrieben:

Pastor Sebastian Lütke, Osternuicensis, 33 Jahr alt, 12 Jahr zu Engelbostel Pfarrherr, war zuvor Kaplan in Neustadt zwei Jahr, dazuvor 1 Jahr Schulmeister daselbst, studieret zu Goslar zwei, zu Hannover drei Jahr, ist ordiniert zur Neustadt von M. Friedrich Dedekind Anno 74. Erich Lorleberg, Amtmann zum Calenberg hat ihn dahin befördert. [...] Sonst hat er Dörfer im
Gericht Langenhagen: Schulenburg, Gittershorn, Bringk, Finhorst, Colenwege, Wagenzelle, Oldehorst, Evershorst, Hedlingk; im Gericht Rickling: Stehling, Berenböstel; aus dem Land Lüneburg: Reße. Er predigt sonntags zweimal, Freitags einmal. Soll stets Katechismus predigen.

Sein weiterer Vorgänger, Herr Jürgen, hat ein Stück Land versetzt an Arnd Hallemann. Oppermann ist ein Handwerksmann, kann nicht Schule halten. Die Leute spazieren unter den Ceremonien um den Kirchhof und treiben ihr faul Geschwätz. Examen: utunque.

1660
Aus dem Erbregister der Amtsvogtei von 1660 sowie der Amtsbeschreibung von 1746-1754 des Karl Gustuav Friedrich Wyneken von ist uns folgender Bericht überliefert:

In Engelborstell ist eine Kirche, Pfarre, Küsterey, Schule und Pfarr-Wittwen Hauß. Die Kirche lieget mitten im Dorfe und gehöret unter die Inspektion Ronnenberg. Das jus patronatus steht Illmo unserem Fürstl. Herrn zu. Und gehören aus drei Ämtern, als das Amt Langenhagen, Amt Ricklingen und der Vogtey Bißendorff Leute darin. Auch hat diese Kirche eine Filial-Clause, die Capelle zu Gotteshorn, so die Einwohner daselbst vor langen Jahren selber gebauet, jedoch nichts dabey vermacht oder gegeben haben. Es wird darin jährlich zweymahl, alß Mittwochen für Ostern und Mittwochen nach Pfingsten gepredigt, und alte betagte Leute so der Weg nach Engelborstell zu beschwerlich ist, darin berichtet, auch denen Leichen auß Gotteshorn und Vinnhorst daselbst geleutet, und zwar eine ganze Weile früher ehe ihnen zu Engelborstell geleutet wird.

Der Pfarr-Hoff hieselbst hat einen Garten von zwei Morgen gleich beim Hause. Das Haus liegt nahe an der Kirche; beim Mohre am Felde liegt ebenmäßig ein Garten von Morgen. Übrigens gehören zur Pfarre 80 Morgen Ackerland, so aber sonst in der Tax- Ordnung wegen Untüchtigkeit nur auf die Hälfte als 40 Morgen gerechnet worden, selbige kann der Pastor, weil es sandig und sohr Land ist, selber nicht gebrauchen, sondern es gelegentlich verpachten Außer denen auch bey dieser Pfarre hergebrachten Pröv, so festgesetzt sind größtentheils,und sonstige Acci­dentzen ist weiter nicht merklich, als daß dem jedesmaligen pastor loci zur Feuerung auß dem Wohlde alhier mit 3 abständigen Feuerbäumen gegeben wird, auch steht es ihm frey gleich andern Einwohnern des Torfs zu bedie­nen, und daraus nach seiner Gelegenheit zur Feurung stechen lassen.

Das Pfarr-Wittwen-Hauß hieselbst stehet nahe am Kirchhofe der Pfarre gegenüber, und ist vor langen Jahren von der ganzen Dorfschaft Engelborstell, von den Einwohnern namentlich Jürgen und Con. Stabell von 40 rthl. erkauffet, und zum Wittwen Hause aptieret worden.

Das Küsterhaus stehet nahe am Kirchhofe, hat einen gar geringen Garten dabei. Das Schulhaus stehet auf Engelborstell von Christoph Leseberg gekaufft undt zur Schule aptieret worden.

1757
Durch Konsistorialbeschlüsse von 1757 sind Kaltenweide und 1768 Wagenzelle von der Engelbosteler zur Langenhäger Kirche umgepfarrt worden. Bereits 1711 gab es hierüber Verhandlungen. Schon 1650 sind Brink und Altenhorst umgepfarrt worden.
Die Gründe für die Umpfarrung waren die weiten Kirchwege. Dies zeigt eindringlich folgender Auszug aus einer Bittschrift der
Einwohner aus Kaltenweide vom 7. Juli 1747:

Wir müssen des Morgens um 8 Uhr wenn wir den Gottesdienst von Anfang beywohnen wollen, schon zu Engelbostel seyn. Einige Stunden müssen wir bey schlimmer und rauher Winterszeit auf den Weg zubringen, mithin schon viele Stunden vor Tages-Zeit aus unseren Orthe ausgehen; Kommen wir in die Kirche, so sind wir von dem schlimmen und langen Wege gantz ermüdet und erkältet und unsere armen kleinen Kinder fast todtgefroren. So bald der Gottes-Dienst vorbei, müssen wir wieder den weiten Weg antreten und niemals kommen wir bei Winters-Zeit früher zu Hause als um 2 Uhr Nach­mittag; so hertzlich wir wünschen, daß unsere Kinder Nachmittags wieder in die Kinder-Lehre können, so unmöglich ist es doch, da solche schon um 2 Uhr wieder angefangen, mithin wenn wir uns erst ein wenige mit Speise und Trank erquicket und so gleich nebst unseren Kindern wieder ausgehen wollten, könnten wir doch nicht eher als um 4 Uhr, da der Gottesdienst längst geendiget, zu Engelbostel eintreffen. Und hiervon kommt es, daß unsere armen Kinder in ihrem Christentum so schlecht beschaffen sind, dagegen die Engelbosteler Kinder welche die Kinder-Lehre fleißig beywoh­nen können, ungleich weiter gekommen...

Der letzte Anstoß für die Entscheidung für die Umpfarrung war ein trauriges Ereignis: Berichtet wird, daß Anno 1757 die Bauernschaft Kaltenweide mit der Gemeinde in Langenhagen vereinigt worden sei, weil eine Konfirmandin auf dem Wege nach Engelbostel von einem Wolf zerissen sein soll.

Die Vereinigung des Engelbosteler Pfarrteiles Kaltenweide mit der Gemeinde Langenhagen verlief unter der Bedingung, daß anden Prediger zu Engelbostel jährlich "50 Thaler Accidenzien" (=Pfarrgebühren) sowie "Pröven" (=Naturabgaben) zu entrichten sind, bis durch "Translocation" (=Versetzung) oder Todesfall die Pfarre zu Engelbostel "vacant" (=unbesetzt) wird. Dieses geschah am 26. Juli 1768 durch den Tod von Pastor Salefeld. Als auch der Küster Rust, der ebenfalls seine Einkünfte aus der Kaltenweider Bauernschaft hatte, wenige Monate darauf starb, hörten ab 1769 die Zahlungen auf. Noch lange Zeit hat die Ahnenforschung viele verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Kaltenweider und Engelbosteler festgestellt.

1787/ 88
Im Jahre 1787 wurde - zur Amtszeit Pastor Hornbostels - ein Neubau des Kirchschiffes beschlossen, der 1788 begonnen und mit einem Kostenaufwand von 5.708 Thalern, 26 Groschen, 6 Pfennigen ausgeführt wurde. Der Turm der alten Kirche blieb stehen und erhielt zwei niedrige Strebepfeiler.

1808
Die Akten des Pfarrarchives berichten von der Zusammensetzung der Engelbosteler Kirchengemeinde und den wirtschaftlichen Einkünften:

      - Engelbostel (64 Häuser)
      - Schulenburg (15 Häuser)
      - Godshorn (42 Häuser)
      - Schulenburger Mühle (3 Häuser)
      - Evershorst (2 Häuser)
      - Vinnhorst (10 Häuser)
      - Im Moore (2 Häuser)
      - Heitlingen (18 Häuser)
      - Cananohe (3 Häuser)
      - Stelingen (19 Häuser)
      - Berenbostel (31 Häuser)
      - Resse (? Häuser)

In Heitlingen, Vinnhorst und Resse wurde vornehmlich die Rindviehzucht betrieben, da die Länderein aus schlechtem Moor- oder Sandland bestand. In Schulenburg dagegen hatte man durch verbesserten Ackerbau und durch Kornbau verbesserte Wiesen reichlich Erfolg; ein Schulenburger wählte sich -laut Kirchenbuch - zur Unterscheidung von anderen gleichen Namen den Beinamen "der Reiche". Berenbostel zeichnete sich durch "allgemeinen Handelsgeist" aus, während in Engelbostel und Stelingen vornehmlich Roßhändler wohnen, die ihre Pferdezucht bis nach Italien und Frankreich verhandelten.  Im Branntweinbrennen war die Konkurrenz so groß, daß in Engelbostel die Zahl der Brennereien von neun auf zwei gesunken war.



Aus der jüngeren Geschichte der Martinskirche...

1937 - Die Verbindung zwischen Kirchen- und Schulamt wird aufgelöst.

1939 - (1. Januar) Vinnhorst wird eigenständige Kirchengemeinde ("St. Andreas").

1955 - (1. November) Berenbostel bekommt ein eigenes Pfarramt ("Stephanus").

1956 - (1. Oktober) Godshorn wird selbstständig ("Zum Guten Hirten").

1971 - (1. Januar) Heitlingen und Resse werden Kapellengemeinde der Martinskirche Engelbostel.

1976 - (1. Januar) Resse wird eigenständige Gemeinde ("Kapernaum"). Gleichzeitig kommt Stelingen nach Berenbostel ("Silvanus") und Heitlingen nach Osterwald

1993 - (29. August) Nach den - vorläufig abgeschlossenen - Restaurierungsarbeiten in der Innenkirche (Einbau einer neuen Heizung, Maurerarbeiten, Erneuerung der elelektrischen Anlage und der Beleuchtung, Neuausmalung des Tonnengewölbes und der Emporenbrüstungen) wird der Kirche feierlich wiedereingeweiht. 1994 werden die Sitzbänke neu angestrichen und die restlichen Emporenbrüstungen rekonstruiert.

1994-1996 - Entwicklung, Erprobung und Einführung einer neuen Gottesdienstordnung auf der Grundlage der Erneuerten Agende.


1. Advent 1994 - Einführung des neuen Evangelischen Gesangbuches ("EG").

1997 - Überholung der Orgel und Restaurierung des Orgelprospektes, Restaurie­rung von Altar und Kanzel.
Einführung eines neuen Modells in der Konfirmandenarbeit (Beginn mit 10-jährigen, ähnlich "Hoyaer Modell")