Der Kirchturm
Weithin sichtbares Wahrzeichen des Dorfes
Das älteste Gebäude der Martinskirchengemeinde ist der über die Ortsgrenzen hinaus sichtbare 33 m hohe Turm der Martinskirche. Er ist wohl das am meisten fotografierte und gezeichnete Objekt kirchlicher Baukunst in Langenhagen. Und seine Bedeutung kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß die Ortschaft den altehrwürdigen Martinskirchturm in denMittelpunkt seines Wappens gestellt hat.
Die enge Verbindung zwischen Dorf und Kirche liegt schon in der Vergangenheit begründet: Beide sind sehr alt (1033 erste Erwähnung Engelbostels, 1196 die der Kirche). Schon vor dieser Zeit hatte die Engelbosteler Pfarre ihre Bedeutung als Sitz eines recht umfangreichen Kirchspieles, welches bis zur Leine reichte und das nördliche Hannover (incl. das Gebiet der heutigen Marktkirche) umfaßte. Und die gewichtige Bedeutung des Dorfes „Hendelingeburstelle“ bestand damals in der Gerichtsbarkeit; es war Sitz eines „Gohgerichtes“, wozu auch der Ort „Hageringehusen“ (Herrenhausen) gehörte. Doch auch heute, in der Gegenwart, wird ein enges Verhältnis zwischen Kommune und Kirche gepflegt.
Über das Alter des Martinskirchturmes „streiten sich die Gelehrten“. Ältere Quellen wie Dehio (Handbuch der Deutschen Kulturdenkmäler 1977), Hirte (Dorfchronik) sowie alte Pfarrunterlagen gehen von der Entstehung im 12. Jahrhundert aus, sodass der Turm schon zur Zeit der ersten urkundlichen Erwägung gestanden haben könnte. Neueren Forschungen zufolge könnte der Turm nach dem Wiederaufbau der Kirche aufgrund der Zerstörung von 1385 (siehe „Die Geschichte“) , also erst frühestens Ende 14. Jahrhundert gebaut worden sein, zumal man bislang keine Spuren einer Brandschatzung am Turm entdecken konnte.
Gänzlich widerlegt ist jedoch die frühere Annahme, der Turm sei ursprünglich nicht als Kirchturm erbaut worden, sondern allein als Wehrturm. Das Alter und die Art der Malereien der bei der Turmsanierung 1989 wieder gefundenen Deckenbretter weisen darauf hin, dass der Turm von Anfang an als sakrales Gebäude genutzt wurde.
Der querrechteckige, axial gestellte Westturm ist aus Bruch- und Ortssteinen, im Wesentlichen aus Raseneisenstein gebaut. Ein Blick auf den Turm in Höhe des Dachbodens der später angebauten Kirche (siehe Foto) lässt sich die Gesteinsart und die Beschaffenheit der Außenmauern vor der späteren Einputzung gut erkennen. Der Martinskirchturm ist 9.30 m lang, 6.30 m breit und ca. 33 m hoch. Im Westen hat der Turm drei Schallöffnungen (im Osten ursprünglich auch; s. Foto), im Norden und Süden je eine. Im Zuge des Kirchenneubaues 1788 wurden an den freistehenden Ecken niedrige Stützpfeiler errichtet. Das achtseitige, schiefergedeckte Dach („Pyramidenhelm“) stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Auf Wunsch des damaligen Pastor Hornbostels wurde ein flachbogiger Eingang an der Südseite des Turmes und eine Tür zwischen Kirchenschiff und Turm eingebaut.
In den Jahren 1988/ 89 wurde der Turm einer umfangreichen Sanierung unterzogen mit einem Kostenaufwand von 364.000 DM (wovon die Stadt Langenhagen 40.000 DM und die Gemeindeglieder an Spenden weit über 20.000 DM beitrugen). Es wurden Steine erneuert, Hohlräume mit Leichtbeton ausgegossen, Maueranker gesetzt, neuer abgetönter Putz aufgebracht, die Uhrenzifferblätter erneuert sowie der Innenraum des Turmes renoviert (u.a. neue Treppe).
Mit einem Festgottesdienst und einem fröhlichem Gemeindefest im September 1989 wurde der in frischer Farbe leuchtende Turm wieder seiner Bestimmung übergeben. Der stolze klobige Kirchturm (mit seiner einmaligen Weinstube „Zum Heiligen Martin“) stand im Mittelpunkt und bei der Aktion „Prominente malen den Martinskirchturm“ kamen erstaunliche Werke zutage, die gewinnbringend versteigert wurden (siehe oben: Kohlezeichnung von Sup. Gottfried Kawalla). - Inzwischen wurde im Rahmen der Innenrestaurierung der Durchgang zwischen Kirche und Turm wieder geöffnet, welcher 1959 bei der damaligen Restaurierung zugemauert wurde.